Donnerstag, 21. Januar 2010

Nächster Schritt

Hajo hat sich gestern Mittwoch von der Dom. Rep. aus wieder auf den Weg nach La Saline (auf dem Bild seht ihr den Dorfplatz von La Saline) gemacht. Ausser mit den nötigen Versorgungsmitteln und Medikamenten ist Hajo dieses Mal auch mit Plastikplanen ausgerüstet, mit welchen er den Menschen Unterkünfte baut.
Einen detaillierten Bericht über die aktuelle Lage und das fortschreiten des Projekts wird Hajo in den kommenden Tagen hier veröffentlichen.

Dienstag, 19. Januar 2010

5. Projektteil: Hygiene - Vorbeugung von Epidemien

Alles Abwasser, auch die Nachttöpfe werden einfach in eine Rinne geschüttet, die offen auf dem Dorfsträsschen fliessen und irgendwo versickern. Parasiten sind bereits ein grosses Problem und Seuchen sind bei der jetzigen Situation die Folge. Es kommt hinzu, dass auch das Wäschewaschen mit der Hand nur noch begrenzt möglich ist. Es werden dringend Waschmaschinen gebraucht, aber es gibt ja keinen Strom. Also wird hier jetzt Chlor gebraucht und das in grossen Mengen. Mein ohnehin überfülltes Auto wird also Chlorflaschen tragen müssen zum Vorbeugen von Epidemien. Eine Waschmaschine ist an Strom gebunden und den gibt es jetzt bis auf weiteres nicht mehr. Benzingeneratoren ‚leiden’ daran, dass das Benzin zu teuer ist und es fast keines gibt. Gasgeneratoren sind zu schadenanfällig. Die Lösung heisst Sonnenenergie für die Sofort Stromversorgung bis das Leitungsnetz der Stadt erneuert ist. Um die schmutzige Wäsche und Kleider zu waschen, werden danach dringend zunächst zwei Waschmaschinen für Kaltwasser mit Chlorzusatz gebraucht. Die Wasch-Einteilung muss dann wie in Zürich in einem Hochhaus eingeteilt, mit permanenter Hilfe durchgeführt und überwacht werden.

4. Projektteil: Dach über dem Kopf

Zu ‚Dach über dem Kopf’ musste ich ad hoc eine Lösung finden, denn bei dem jetzigen schönen Wetter geht das Schlafen im Freien noch, aber sobald es regnet, wird dringend ein Dach über dem Kopf benötigt. Schon heute gibt es riesengrosse Felder, die mit Behelfsbehausungen wie mit Tomatenplantagen bedeckt sind. Warum dann nicht relativ einfache Zelte kaufen? Die Antwort ist, die Menschen wollen in ihrer gewohnten Umgebung wohnen, aber nicht in ihren Gemäuern, die beim nächsten Erdbeben restlos einstürzen und sie begraben können. Aber die Strassen und Plätze werden tagsüber vom Verkehr benutzt. Also werden die Schlafplätze grossflächig am Abend mit Zeltblachen überdeckt. Bei meinem nächsten Einsatz werde ich das Auto mit Zeltblachen, starken Spannseilen und Schlaftüchern vollstopfen.

3. Projektteil: Jardin des enfants

Zu ‚Jardin des enfants’ habe ich mit Samson Joseph einen Pastor gefunden, der bereits jetzt auf eigene Kosten Kinder aufgenommen hat und sie in seinem Garten mit Oliven- und Bananenbäumen wohnen lässt.
Die Kinder haben ihre ganze Familie verloren und Pastor Joseph versucht ihnen hier einen Platz zu schaffen, an dem sie trotz des harten Schicksalsschalges etwas Hoffnung finden können.
Garten ist für unsere Begriffe zu hoch gewählt, denn Erde ist seit langem wegerodiert. Der Boden besteht hier in der Stadt überall aus Felsen und Stein und Geröll und Kies. Dennoch, die Kinder kennen es nicht anders und es ist ihr Garten. Was hier gebraucht wird ist Sand, Erde kann nur in Töpfen ‚gehalten’ werden, wo dann eine Pflanze drinnen sein kann. Sand wäre hier nicht nur Lebensraum, sondern auch Spielwiese.

2. Projektteil: Medizinische Soforthilfe

Hier muss auch der Arzt umdenken. Spritzen kann man vergessen. Die Hygiene der Haut ist zu schlecht und würde zu neuen Infektionen führen. Es gibt ja fast kein Wasser, Wasser ist teuer und waschen ist Luxus. Seife ist nicht zu haben. Die schmutzigen Handtücher tuen ihr übriges, um neue Infektionen hervorzurufen. Schnellverrottendes Papier als Handtuchersatz ist dringend in grossen Mengen vonnöten. Toilettengänge enden meist mit ‚Handreinigung’ und 3-mal über den Steinboden reiben. Sand gibt es keinen, der ist längst wegerodiert.
Meine stärkste Hilfe vor Ort ist Frau Dr. Junette Joseph. Ich habe ja ein Riesenschwein oder einen riesenguten Schutzengel, dass ich für mein Projekt so gute Leute ‚gefunden’ habe. Sie hat mir eine neue Liste gegeben, was sie sofort braucht.
Noch am Sonntag, 17. Januar habe ich mit ihr ad hoc eine Sofort-Wundversorgung auf der Plaza Santa Ana mit drei Helfern, die jeder eine der mitgebrachten Schachteln trugen, durchführen können. Zufällig war ein Journalist vor Ort, der diese Aktion gefilmt hat. Er wird es in You Tube unter seinem Namen One felipe veröffentlichen.

1. Projektteil: Suppenküche - einmal am Tag warm essen

Viele von den Menschen am Ort der Verwüstung weigern sich, Fleisch zu essen; sie haben zu viele Tote und Sterbende miterlebt und dauern den Geruch der brennenden Leiber in der Nase. Ich akzeptiere das. Heizmaterial gibt es praktisch nicht, weder Holz, noch Kohle, noch Gas, noch Elektrizität, wenn ja, dann zu überhöhten Preisen. Für Holz werden auch die letzten Bäume zur Strecke gebracht. Ich werde das Problem mit Holzkohle-Lieferungen lösen. Für dieses Suppenküche-Projekt habe ich die Familie Jeanbaptiste engagiert, eine alteingesessene Familie mit vielen guten Kontakten. Den Sohn Jodny Jeanbaptiste habe ich vorläufig als meinen Stellvertreter vor Ort eingesetzt.

Erster Eindruck bei der Ankunft

Am Abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit bin ich in Port au Prince, der Hauptstadt von Haiti angekommen und wurde sofort mit dem Elend der Erdbebenopfer konfrontiert. Ich hatte meine Esposa Mode und ihren Bruder Emsi aus Port au Prince mitgenommen, um die nötigen Informationen und Kontakte knüpfen zu können. Wegen der Bruchschäden mussten wir zweimal umkehren, bis wir direkt zum Stadtteil La Saline kamen, oft über Schuttberge und durch Menschenansammlungen hindurch.

Seit der Grenze bei Jimani hatte uns der süssliche Geruch bis hierher begleitet und jetzt sah ich über die Silhouette der Sadt, bzw. was davon noch übrig war hinweg, das licht-, rauch-und geruchverbreitende Feuer, wo die Leichen verbrannt wurden. Die Menschen hatten z.T. Geruchsmasken vor dem Gesicht. Ich habe drauf verzichtet, weil das meine Arbeit zu sehr behindert hätte.
Eines der Häuser war noch ganz und wir konnten die Hilfsgüter dort einstellen bis zur Verteilung.
Es war inzwischen dunkel geworden und weil es keine Elektrizität gibt, war alles in ein gespenstisches schwarz getaucht, nur der Feuerschein der Leichenverbrennung erhellte die Szenerie auf makabre Weise. Der kleine Ortsplatz in ‚La Saline’zwischen den kaputten Häusern war übersät mit Menschen, die sich zum Schlaf auf Tüchern und Plastikfolien gebettet hatten.
Ein intaktes kleines Radio spendete tröstende Musik, Kinder weinten und Frauen beteten zum Himmel.
Am nächsten Morgen wurden die Waren ausgepackt und die Anwohner, zuvorderst die Kinder wurden einzeln hereingelassen und konnten sich nehmen, was sie wollten.

Hajo's Team

Es ist ein absoluter Glücksfall, dass ich ein solches Team mit der Ärztin Dra. Junette, mit dem Pfarrer Samson Joseph und mit der Familie Jeanbaptiste so absolut unerwartet schnell habe finden können. Ich werde dieses Team weiter betreuen und mit ihnen die Not im Stadtteil La Saline lindern helfen. Mein Ziel ist es, die Wohnqualität soweit anzuheben, wie es für die Lebensqualität der Menschen dort sinnvoll ist.

Hilfsprojekt La Saline



Dadurch, dass ich Freunde in Port-au-Prince habe, konnte ich einen Stadtteil für die Hilfssendung aussuchen, der mir geeignet erschient. Wegen der vielen kleinen Häuser mit Einfamilienhaus- und teils Slumcharakter und hohem Zerstörungsgrad habe ich den Stadtteil La Saline ausgewählt. So heisst mein Projekt denn jetzt auch: ‚Hilfsprojekt La Saline’

La Saline, Stadtteil von Port-au-Prince