Sonntag, 14. Februar 2010

Projektüberwachung

Das Erdbeben in Haiti gehört zu den grössten Naturkatastrophen, mit denen es die Vereinten Nationen je zu tun hatten. Das Ausmass der menschlichen Tragödien ist unfassbar. Im Zentrum der Hauptstadt Port au Prince sind praktisch alle Stahlbetonbauten eingestürzt, geborsten oder anderswie unbewohnbar und gefährlich geworden. Menschliche Hilfe steht im Vordergrund, die gesamte Innenstadt muss neu aufgebaut werden.
http://www.youtube.com/watch?v=xCJrHfea6k8

Die Not der Menschen ist so gross geworden, dass die Gewaltbereiten unter ihnen nicht davor zurückschrecken, als archäologische Raubgräber aufzutreten, um die in den Trümmern der Häuser verbliebenen Habseligkeiten der dort ums Leben Gekommenen zu Geld zu machen.

http://www.youtube.com/watch?v=05AgkvCcyfw

Wo und wie kann Hilfe wirksam ankommen?
Bei meinen drei Hilfsfahrten zu den Ärmsten der Armen im Stadtteil La Saline von Port au Prince habe ich sehr schnell eingesehen, dass das Erdbeben weitgehend auf die Hauptstadt und auf das Gebiet westlich davon beschränkt ist. Schnell hatte ich begriffen, dass das übrige Haiti nach wie vor gleichermassen recht oder schlecht funktioniert, immerhin aber die Hauptstadt belieferte und weiterhin mit dem beliefern will, was die Menschen dort so brauchen, von den Grundnahrungsmitteln, Gemüse und Früchte über Kleidung, Körperpflege u.a.
Auch in den Markthallen (siehe Bild) gibt es genügend Gemüse zu kaufen. Es ist also alles nach wie vor zu haben, nur die Verkehrs- und Lieferantenwege müssen zum grössten Teil neu wieder eingerichtet werden. Nachdem ich dies begriffen hatte, hörte ich auf, Dinge des täglichen Gebrauchs mitzubringen; ich hielt meine mittlerweile zehn freiwillig und ohne Entgelt arbeitenden Mitarbeiter dazu an, das Gemüse für die Suppenküche auf dem wieder voll funktionierenden Markt Croix des Bossales zu kaufen und das Brot in der funktionierenden Bäckerei in La Saline

Dank Google-Earth und lieber Freunde aus Port au Prince hatte ich mich rasch für das Armenviertel La Saline am Hafen von Port au Prince mit unzähligen, zumeist eingeschossigen Einfamilien-Häuschen entschieden, wo die Hilfe grosser Organisationen kaum hinkommt, weil Einstürze mehrgeschossiger Häuser und Grossbauten hier nicht vorliegen. Einstürze kleiner Häuschen sind nicht so spektakulär und es sind hier auch nicht so viele Tote zu beklagen. Dennoch leiden die Menschen hier gleichermassen, weil sie ob ihrer Armut schon vor dem Erdbeben nichts hatten und hernach erst recht nichts. Ca 20% der kleinen Häuschen sind eingestürzt, etwa die Hälfte ist durch Riss- und Bruchschäden unbewohnbar geworden. Die Menschen schlafen auf Strassen und Plätzen, schutzlos der Sonne und dem Regen ausgesetzt. Hier setzt die Hilfe dieses Hilfsprogramms an. Die hilfsbedürftigen Menschen erhalten einen Kaffee am Morgen mit einem Stück Brot und am Mittag eine Mahlzeit. Zudem erhalten sie mit Plastikplanen ein Dach über dem Kopf.


Ich habe meine Mitarbeiter so eingestellt, dass sie selbständig weiterarbeiten können. Mein Adjutant Jodny Jeanbaptiste, eigentlich Mitarbeiter im Transportministerium, leitet die Arbeiten vor Ort und orientiert mich laufend über die Arbeiten.

Wir müssen diese Notlage aber auch als eine Chance begreifen, jetzt die Lebensbedingungen grundlegend so zu ändern, dass die Menschen wieder Arbeit haben und ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.
Die Hauptstadt von Haiti wird wieder aufgebaut werden und das bringt eine Menge Arbeit, vor allem für nicht oder wenig ausgebildete arbeitswillige Menschen. Dies ist der richtige Ansatz und so wird auch die Hilfe, die jetzt hier eingesetzt wird, nicht einfach ins Leere verpuffen, sondern nachhaltig eine Lebenswende für die Menschen in La Saline mit sich bringen.

Projekt Suppenküchen und Wohndächer

Das Erdbeben in Haiti vom 12. Januar 2010 hat den Stadtkern total zerstört. Die Häuser sind eingestürzt, zusammengefallen, geborsten oder sonstwie unbewohnbar geworden. Ein Neubau dieser Häuser und eine Renovation historischer Bauten sind unerlässlich.

In Aussenquartieren mit ein- bis zweigeschossigen Häusern liegt der Zerstörungsgrad bei etwa 20- 50 %, je nach örtlicher Erdbebenwirkung. Im Stadtteil La Saline ist es nicht anders und etwa 50% der Häuser sind durch Riss- und örtliche Zerstörungsschäden unbewohnbar geworden.
Die Menschen schlafen hier auf Strassen und Plätzen und sind auf Hilfe angewiesen.

Was wirklich fehlt, ist Geld zum kaufen der Nahrungsmittel.


Die Menschen leben und kochen auf der Strasse. Hier setzt unser Hilfsprogramm Suppenküchen als Gemeinschaftsversorgung an. Unser allein aus Haitianerinnen und Haitianern bestehendes Arbeitsteam richtet zunächst die Küche ein. Unser Team kauft dann das Gemüse und den Reis in den nahen Markthallen beim Croix des Bossales. Hier gibt es alles, was man zum Leben braucht. Aus unserem Hilfsprogramm erhalten die Menschen danach einen Morgenkaffee mit einem Stück Brot und am Mittag eine Gemüsesuppe oder einen Teller Reis mit Gemüse.
Das Einrichten von Suppenküchen ist nur organisatorisch ein Problem, nicht aber grundsätzlich. Weil aber überall das Geld fehlt, haben die einen was im Topf und die anderen eben nichts. Wer hat, der hat und wer nichts hat, der hat eben Hunger – und das im Übermass - und das fängt schon bei den Kindern an.


http://www.youtube.com/watch?v=WkKZZ9c3zI0




Bis jetzt wurden zwei Suppenküchen für etwa 300 Personen eingerichtet.
Traditionell wird mit Holzkohle in kleinen offenen Eisenöfen und mit grossen Suppentöpfen gekocht. Bei meiner zweiten Hilfsfahrt habe ich die erste Suppenküche bei A (Dorfplatz) eingerichtet. Die bei der dritten Hilfsfahrt eingerichtete zweite Suppenküche bei B ist auf gutem Wege Zudem beginnt der Hunger schon am Morgen und die Küchenmannschaft beginnt daher am Morgen mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Brot, frisch aus der Bäckerei.


Nach den ersten beiden Suppenküchen würde ich gerne so weitermachen, aber es fehlt das Geld. Und die Suppenküchen brauchen 0.5 USD pro Person und Tag. Bei bisher 300 Mahlzeiten pro Tag werden zurzeit jeden Tag 150 USD oder 4500 USD pro Monat benötigt, um diese beiden Küchen bei unentgeltlicher Tätigkeit der Küchenmannschaften sicher zu stellen. Bei zu erwartender Steigerung der Mahlzeitenzahlen wird sich diese Summe weiter erhöhen.


In den slumartigen Armeleutevierteln von Cité Soleil und La Saline am Hafen von Port au Prince gibt es keine spektakulären Hauseinstürze und viele Häuslein wären trotz Rissen in den Wänden doch noch bewohnbar.
Etwa 20% dieser kleinen Häuslein sind beim Erdbeben eingefallen und die meisten haben Bruch- und Rissschäden. Aus Angst vor neuen Erdstössen und wegen der Unbewohnbarkeit ihrer Häuslein leben hier viele Menschen im Freien, essen und schlafen auf Strassen und Plätzen, sind aber in ihrer Wohngegend geblieben.
Zum Schutz gegen Regen und Sonne hatte ich bei meiner zweiten Hilfsfahrt vom 21. bis 24. Januar begonnen, aus der Dom. Rep. Plastikplanen und Spannmaterial mitzubringen, was sich als ein voller Erfolg erwies. Sogar auf den Luftaufnahmen von Google Earth vom 25. Januar sind die ersten Planen zu sehen (nebenstehendes Bild).

So habe ich denn bei meiner dritten Hilfsfahrt noch mehr davon mitgebracht und neben den Plätzen A, C, D eine Vielzahl von Planen an Familien abgegeben, um ihre kleinen eingefallenen Häuslein zu überdachen. Hier können die Menschen nun im Freien schlafen und sind unter den Dächern vor Sonne und Regen weitgehend geschützt.
Weitere Planen werden gebraucht, wenn der Regen einsetzt. Allerdings musste ich die weitere Anlieferung von Schutzplanen stoppen, weil einfach die Mittel fehlen und die vorhandenen Spendengelder für den Betrieb der Suppenküchen gebraucht werden. Sobald hierfür Mittel vorhanden sind, können weitere Familien mit Schutzplanen versorgt werden.
Ich bitte alle, die Geld haben, das sie entbehren können, beim schnellen Aufbau und dem Betrieb weiterer Suppenküchen und der Überdeckung von eingestürzten Häuslein und Schlafplätzen mit Dachplanen mitzuhelfen.

Bitte unterstützen auch sie dieses Hilfsprojekt!
Ihre Spende kommt an und hilft sofort in La Saline,
dem Armenviertel am Hafen von Port au Prince.

Die jetzt vorhandenene Mittel reichen bis zum 21. Februar.