Samstag, 13. Februar 2010

Wiederaufbau: Hilfe zur Selbsthilfe

In der Stadt Port au Prince ist der Stadtkern durch das Erdbeben in Schutt und Asche gelegt, nicht bewohnbar und nicht funktionsfähig. Bei Nacht sieht man auf der Zufahrtsstrasse von der Dom.Rep. her kilometerlange amerikanische Riesenkonvois mit Schuttbeseitigungs-, Lade- und Transportfahrzeugen, überdimensionale Stromversorgungsaggregate, Beton- und Kiesaufbereitungsanlagen, die in der Hauptstadt von Haiti gebraucht werden. Der Hafen von Port au Prince ist offensichtlich zu gering belastbar, sodass dieses Hilfsgut über den Nachbarhafen von Santo Domingo zugeführt werden muss.
Als Bauingenieur gehe ich davon aus, dass der gesamte Stadtkern geräumt und unter Restaurierung historischer Bauten gemeinsam mit einem neuen Hafen und einer Erneuerung des Flughafens in den nächsten Jahren total neu wieder aufgebaut wird. Dies wird Arbeit in Hülle und Fülle für die arbeitswilligen haitianischen Männer bedeuten, eine grosse Chance für die (jetzt) arbeitslosen Haitianer.

Im Stadtgebiet La Saline am Hafen von Port au Prince müssen etwa 20% der Häuser total neu gebaut und etwa die Hälfte der Häuser instandgesetzt werden, um annähernd wieder funktionsfähig zu sein. Weil hier ja keine so spektakulären Einstürze vorliegen, wird es hier zumeist um Instandsetzung und um erdbebensicheres Bauen gehen.

Im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe scheint es mir hier sinnvoll, die arbeitslosen Menschen mit den Erhaltungs- und Renovationsarbeiten zu betrauen und ihnen Zement, Sand und Kies, Steine und Schalmaterial zu geben, um ihre eigenen Häuslein wieder aufzubauen. Für ihre Arbeit müssen sie ein Entgelt erhalten, das sie in die Lage versetzt, ihren Lebensunterhalt wieder selbst zu bestreiten.

In La Saline gibt es etwa 3000 Häuser, wovon etwa 500 zerstört und weitere 1000 ernsthaft geschädigt sind, sodass sich bei diesen ein Neubau aufdrängt. Von den hier wohnenden etwa 15 000 Menschen dürften nach meiner Schätzung etwa die Hälfte auf der Strasse wohnen und leben. Ein erforderliches Wiederaufbauprogramm müsste m.E. von einem Wiederaufbauwillen der Menschen getragen sein und im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe vor einem Hilfsprojekt gefördert und unterstützt werden. Zudem müssen die untragbaren kloakenartigen Dorfbäche verrohrt und mit Spüleinrichtungen versehen werden aus dem in geringer Tiefe vorhandenen Meerwasser.

Wie kann La Saline wieder aufgebaut werden?

Für den Wiederaufbau des Stadtzentrums von Port au Prince ist eine umfangreiche Schuttbeseitigungs- und Neubaumaschinerie angelaufen.

Die nicht so spektakulär geschädigten Aussenbezirke und Stadtteile wie La Saline haben bisher wenig Hilfe grosser Organisationen erhalten. Es ist zu befürchten, dass auch der Wiederaufbau gleich stiefmütterlich behandelt wird, weil die Hauseinstürze nicht so spektakulär abgelaufen sind, doch ist auch hier eine Wiederaufbauhilfe unerlässlich.

Der Vorteil dieses Stadtgebiets liegt darin, dass arbeitsfähige und arbeitswillige Haitianer nur darauf warten, mit anzupacken und ihre Häuslein wieder aufzubauen.
Hier werden für eine nachhaltige Hilfe Zement, Sand, Kies und Steine benötigt - und die Männer von Las Saline werden ihre eigenen Häuser wieder aufbauen und die miserablen Verhältnisse in ihren Strassen unter Anleitung fachgerecht beseitigen.